Vancouver

21. Dezember 2009
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Samstag, den 19. 12. 2009

Es ist Freitagabend, und wir wollen tanzen in Vancouver. Abenteuerlustig klicken wir uns online durch Georgia Straight, ein Veranstaltungsmagazin. Ganz in der Nähe gibt es einen Club, der Weltmusik spielt. Auf den ersten Blick liest es sich wie „Russendisco“ in Deutschland. Die Musikproben auf der Website klingen wirklich nicht schlecht. Allerdings beginnt der Abend mit einer 30-minütigen Meditation (Kundalini), getanzt wird barfuß und zu trinken gibt es nur reines Quellwasser (man darf sich aber auch sein eigenes Wasser mitbringen). Alkohol und Zigaretten sind verboten. Hm. Russendisco bei Kaminer sah irgendwie anders aus.
Wir gehen dann doch lieber drei Ecken weiter zum Jazzabend.
Am Morgen können wir dann ohne Kater auf Cypress hinauffahren. Wir leihen uns Langlaufski und drehen fleißig unsere Runden. Allerdings ist der Schnee schwer und nass, oftmals auch verreist, und den falschen Abzweig auf die Profi-Piste muss ich mit vielen blauen Flecken büßen. Voller Achtung schaue ich Richtung Abfahrtspisten. Die sind noch viel steiler. Und ich weiß: Ohne weitere Instruktionen trau ich mich da nicht hin.


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18. Dezember 2009
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Freitag, den 18.12. 2009
„You can`t always get what you want,
but sometimes, if you try,
you might get what you need.“
Rolling Stones. Das war schon meine Hymne während des Studiums, ich summe sie wieder: Keine Antwort vom Skilehrer. Dabei starre ich seit Tagen mit tiefen Blicken meinen Rechner an. Sonst war er doch auch immer schnell?
Okay, lassen wir das mit dem Abfahrtsski, zumindest für diese Woche. Wir verabreden uns mit unseren kanadischen Freunden zum Rodeln. Außerdem haben wir uns die Loipen für Langlauf herausgesucht und die Trails zum Schneeschuhlaufen. Das Wochenende soll sportlich werden!

Donnerstag, den 17.12.2009
Keine Antwort vom Skilehrer. Aber ein Brief mit Weihnachtsgrüßen vom Ex-NOK-Präsidenten. Er fand unseren Pflaumenkuchennachmittag im Sommer auch nett. Beglückt hänge ich die Karte am Kühlschrank auf.

Mittwoch, den 16.12.2009
Keine Antwort vom Skilehrer.

Dienstag, den 15.12.2009
Wieder in Vancouver. Auf den Straßen liegt Schnee. Er ist zwar bereits am nächsten Morgen weggetaut, aber die Sehnsucht ist sofort da: Ich schreibe dem Skilehrer eine Email. Und dann schlafe ich meinen Jetlag aus.

Freitag, den 11.12.2009
Wieder eine Email vom Skilehrer: Wann gehen wir Skifahren? Ich bin in Deutschland und die Berge sind weit weg. Mein bester Freund warnt mich: Wenn der Skilehrer mich ein „sportliches Naturtalent“ nennt, dann hat er mit Sicherheit nicht auf meine Bewegungen geachtet sondern nur in meine Augen geguckt. Deckt meine Krankenversicherung Sportunfälle ab?

Freitag, den 4. 12. 2009
Der Skilehrer winkt ab – ohne gründliches vorheriges Anpassen darf man keine Skistiefel kaufen. Das übernähme er für mich, er will meine Füße vermessen und die richtigen Schuh für mich heraussuchen, verspricht er per Mail. Okay, keine hektische Internetbestellung also.

Donnerstag, den 3. 12. 2009
In Deutschland erzähle ich Freunden von unserer Schnee- und Skibegeisterung. Sie holen Wein aus dem Keller – und finden dort auch die Skistiefel meiner Freundin. Wir hatten sie bei ihnen eingelagert. Neidisch packe ich sie ein.
Die Freundin sucht mir ein günstiges Angebot für Skistiefel aus dem Internet. Ich leite den Link an den Skilehrer weiter.


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2. Dezember 2009
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Dienstag, der 1. Dezember
5 Emails später: Der Skilehrer wird mit den VIP-Gästen während Olympia Heli-Skiing machen. Das will ich auch!!! Er verspricht es mir für das Ende der Saison … und will zunächst noch weiter mit mir auf Cypress üben! Ich bin begeistert und ändere spontan sämtliche Urlaubspläne (…ach, was Kalifornien! Skifahren: Banff, Lake Louise, Whistler!). Meine Freundin legt dezent den Kontoauszug auf den Schreibtisch. Okay. Wir reden noch mal drüber.
Falls aber jemand Abfahrtsschuhe in Größe 40 hat – meldet euch! Ich bin die nächsten 10 Tage in Deutschland…

Montag, der 30. November
Wieder zuhause in Vancouver – und ich träume vom Berg. Die Abfahrten von Cypress sehe ich vom Schreibtisch aus. Leider reichen weder mein Können noch mein Selbstbewusstsein aus, um mich schon alleine auf den Berg zu trauen. Hm. Aber der Skilehrer hatte mir doch seine Visitenkarte gegeben….

Sonntag, der 29. November
Skischule. Meine Gebete wurden erhört, es sind nur 2 Amis dabei und der Skilehrer ist ein unglaublich netter, sympathischer, kompetenter Engländer. Ich mag ihn vom ersten Moment an.
Einer der Amis erkundigt sich schon in der Gondel, wann er denn „nun endlich“ Heli-Skiing machen kann. Hat er im Fernsehen gesehen. Am Berg schnallt er nach 5 m entnervt seine Ski ab – wir sind zu schnell für ihn. Der Skilehrer bringt ihn in einen anderen Kurs. Der zweite Ami fragt den Skilehrer, ob er ihm die Ski abkaufen kann – der Lehrer hat eine gute, solide Profiausrüstung und nach dem Kurs, so der Ami, braucht er die auch. Er war am Vortag auf dem Berg, und zwar ganz oben. Von dort ist er dann runter gefahren. Und das muss ein ziemliches Desaster gewesen sein (deshalb auch der Kurs!). Er stammt aus Kalifornien und es war sein 2. Tag im Schnee. Er wurde wohl auch mehrfach von der Bergwacht aufgegabelt und gefragt, ob alles in Ordnung sei oder ob er Hilfe brauche – aber als „echter Mann“ hat er das natürlich abgelehnt. Am Skilift hören wir noch mehr Geschichten von Leuten, die das 1. Mal im Schnee stehen und zwar mit Ski und ganz oben. Mit aufmerksamem Blicke sehe ich die Rettungswacht auch viel öfter als am Vortag. Sie tragen verunglückte Skifahrer vom Berg…

Mich beschleicht so langsam ein mulmiges Gefühl: Das Spannende an den Abfahrten in Whistler scheinen weniger der Berg und der Schnee zu sein, sondern die vielen Touristen aus sonnigen Ländern, die ohne entsprechende Ausrüstung und Erfahrung einfach mal runter brettern.

Samstag, der 28. November
Natürlich regnet es als der Wecker klingelt. Wir üben uns trotzdem in Optimismus und fahren in die Berge. Weiter oben wird der Regen zu Schnee und die Aufregung zur Vorfreude. Der Schneeschuhkurs ist dann allerdings doch eine Enttäuschung: Von den 6 Teilnehmern sind 4 Amis – und sie haben noch nie Schnee gesehen und bleiben nach jedem Schritt atemlos stehen. Eine Frau gibt nach etwa 10 m auf – es ist zu anstrengend für sie. In den anderthalb Stunden schaffen wir etwa 700 m. Der Guide wartet mit uns an jedem zweiten Baum auf den Rest der Gruppe…

Freitag, der 27. November
Kneifen gilt nicht, also versuche ich tapfer, meine aufkommende Furcht vor dem hohen Berg im Rotwein zu baden. Wir sind bei einer Illustratorin eingeladen (sie hat unseren Vortrag gehört) und was als „Kaffee & Kuchen“ geplant war, endet als mehrgängiges Abendessen: Sie ist eine Italienerin und wir sind im Schlaraffenschlemmerland.

Donnerstag, der 26. November

Dass die Kanadier einen Hang zum Spielerischen haben, hatten wir schon gemerkt: Keine Theaterveranstaltung ohne Verlosung, kaum ein Kinofilm ohne Mitmachaktion.
Warum sollte das also beim Buchen einer Reise anders sein?
Wir sind auf der Homepage von Whistler und suchen ein Hotel. Wenn man sparen will, kann man nach „Preis“ entscheiden und erfährt den Namen des Hotels erst, wenn man bucht. So kann man zum moderaten Preis im 4-Sterne-Etablissement landen. Wir bleiben in einer deutlich niedrigeren Kategorie, landen aber zum schnuckligen Vorsaisonpreis um Top-Wintersportort Whistler. Und weil`s Hotel so günstig ist, buchen wir gleich noch einen Schneeschuh- und einen Skikurs dazu.
Am Abend bekomme ich dann doch ein bisschen Panik: Ich bin noch nie Abfahrtski gefahren. Am Olympiaberg Skifahren lernen, ob das so eine gute Idee ist?


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